VO2max im Check: Was deine Smartwatch wirklich kann

Die maximale Sauerstoffaufnahme (˙VO2peak) ist der Goldstandard, wenn es darum geht, deine Ausdauerleistung zu bewerten. Normalerweise brauchst du dafür eine aufwendige Labormessung. Doch moderne Wearables versprechen, diesen Wert einfach und kostengünstig zu liefern. Aber wie präzise sind diese Gadgets? Eine Studie von Peter Düking et al. hat sich die Garmin Forerunner 245 genau angeschaut – und die Ergebnisse sind beeindruckend.

Was wurde untersucht?

23 Läuferinnen (12 Frauen, 11 Männer) absolvierten im Labor einen Belastungstest auf dem Laufband, um ihren echten VO2peak zu ermitteln. Anschließend trugen sie die Garmin Forerunner 245 bei drei Outdoor-Läufen, um die von der Smartwatch berechneten Werte zu vergleichen. Die gemessenen VO2peak-Werte der Teilnehmer lagen zwischen 38 und 61 ml/min/kg – ein Bereich, der von Hobbyläufern bis zu ambitionierten Amateursportlern reicht.

Die Ergebnisse: Wie genau misst die Garmin Forerunner 245?

Die Smartwatch liefert eine erstaunliche Genauigkeit – mit einem durchschnittlichen Fehler von nur 5,7% im Vergleich zur Labormessung. Je nach Fitnesslevel variierten die Abweichungen:

★ Niedriger VO2peak (39-45 ml/min/kg) Fehler von 7,1%
★  Mittlerer VO2peak (39-45 ml/min/kg)Fehler von 4,1%
★ Hoher VO2peak (39-45 ml/min/kg) Die Smartwatch unterschätzte den Wert leicht (-6,2%).

Bedenke dabei: Eine zweite Labormessungen hat gezeigt, dass auch die Spirometrie einen Standardfehler von 3,6% aufweist. Es gibt wohl keine perfekte Methode.

Was bedeuten diese Ergebnisse für dein Training?

Für ambitionierte Läufer, die ihre Leistung steigern wollen, kann die Garmin Forerunner 245 eine wertvolle Ergänzung sein. Besonders im mittleren Leistungsbereich sind die Werte präzise genug, um Fortschritte im Training zu verfolgen oder den aktuellen Fitnesszustand einzuschätzen.

Allerdings gibt es Einschränkungen. Wenn dein VO2peak sehr hoch oder niedrig ist, lohnt es sich, auf eine Labormessung zu setzen, da die Smartwatch hier größere Abweichungen zeigt.

Fazit der Studie: Smartwatch oder Labor?

Die Garmin Forerunner 245 überzeugt durch ihre erstaunliche Genauigkeit und ist eine praktische Lösung für die meisten Hobby- und Amateurathleten. Sie bietet dir einen guten Überblick über deine Ausdauerleistung und hilft dir, dein Training besser zu steuern. Wer jedoch absolut präzise Werte benötigt – etwa für Wettkampfanpassungen oder wissenschaftlich fundierte Trainingspläne – sollte weiterhin auf die Labormessung setzen. So die Empfehlung der Wissenschaftler.

Meine Einschätzung:

Es ist schon erstaunlich, wie nah die Garmin im Schnitt an den realen Laborwerten dran ist. Fairerweise muss man jedoch zugeben, dass Smart-Watches keine echte Messung vornehmen, sondern die VO2max auf Basis von deiner Pace und Herzfrequenz schätzen. Dennoch ist die Schätzung mit einer durchschnittlichen Abweichung von 5 Prozent schon recht genau.

5 Prozent hört sich zwar erstmal viel an, aber bei einer VO2max von rund 50 ml/min/kg reden wir über 2,5 ml/min/kg. Das ist im Hobbysport durchaus zu verschmerzen, zumal selbst die Labordiagnostik eine Fehlerquote von 3,6 Prozent aufweist!

Ein weiterer Punkt: Die Studie ist von 2022 und es wurde ein älteres Modell von Garmin getestet. Die Uhren-Entwicklung geht weiter und auch die Algorithmen der Hersteller werden immer weiter verfeinert. Zudem ist die Datenmenge in der Studie vergleichsweise dünn. Die Probanden absolvierten gerade mal 3 Läufe, bevor der danach ermittelte VO2max-Wert in der Studie berücksichtigt wurde.

Es ist anzunehmen, dass der Algorithmus im Lauf der Zeit deine VO2max besser einschätzen kann, wenn du regelmäßig läufst und alle Läufe trackst. Umso größer die verfügbare Datenmenge, desto besser werden vermutlich die Ergebnisse. Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass auch bei Garmin künftig künstliche Intelligenz deine Daten auswertet.

Wer beispielsweise mit dem Stryd-Powermeter läuft, bekommt davon bereits heute einen Einblick. Die Stryd-Software trackt erstmal 90 Tage alle Läufe, bevor die KI hinter der Software eine verlässliche Schätzung deiner Critical Power abgibt. Diverse Tests haben mittlerweile bestätigt, dass die automatisch vom System ermittelte CP recht genau mit den prognostizierten Laufzeiten korreliert.

Ich kann mir vorstellen, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis wir die Häufigkeit von Leistungstests deutlich reduzieren können.