Keine Angst vor Hunden – Hundesprache verstehen für Läufer
„Keine Angst, der will nur spielen.“ Dieser Satz ärgert nicht nur Jogger und Triathleten, sondern auch so manch verlegenen Hundebesitzer, der vom Verhalten seines eigenen Hundes überrascht ist. Dabei müsste es gar nicht soweit kommen. Wissen ist immer das beste Mittel gegen Angst
Das gilt sowohl für den Halter als auch für den unbeteiligten Jogger. Als Sportler kann man ja leider nicht auf die Erziehung eines Hundes Einfluss nehmen, wenn er einem knurrend im Wald gegenüber steht. Das ist Aufgabe des Halters. Wohl kann man aber versuchen, Hunde und ihre Sprache besser zu verstehen.
Hunde kommunizieren ständig mit uns, teilen uns ihre Gefühle und Bedürfnisse mit und interpretieren unser Verhalten. Um mit Hunden gut auszukommen ist es zum einen wichtig, die Signale, die uns ein Hund sendet, richtig zu deuten. Zum anderen muss man sich aber auch darüber im Klaren sein, wie man selbst auf den Hund wirkt.
Das hat er heute zum ersten Mal gemacht
Das größte Problem dabei ist die eigene Angst, denn Hunde können menschlichen Angstschweiß riechen. Und zwar schneller, als uns bewusst ist, dass wir überhaupt ängstlich sind. Genau das irritiert Hunde aber und führt dazu, dass sie selbst unsicher werden. Mitunter knurren, bellen oder beißen Hunde dann. Manchmal sogar zum Entsetzen ihres Besitzers
Dieser Problematik muss man sich bewusst sein, wenn man auf einen Hund trifft. Hunde haben nämlich eine klare Erwartung an uns Menschen. Zweibeiner stehen in der sozialen Rangordnung normalerweise über Hunden. Verhält sich ein Mensch jedoch unsicher, verunsichert er damit auch den Hund.
Angst abbauen – Freunde finden
Die eigene Angst vor Hunden kann man nicht einfach wegreden. Das einzige was wirklich hilft, ist der Umgang mit Hunden. Man muss sich seiner Angst stellen und das Verhalten von Hunden verstehen lernen. Dafür muss man sich nicht gleich einen eigenen Hund zulegen, obwohl das gerade für Läufer auch seinen Reiz hätte. In einem Hund kann man nämlich einen treuen Laufpartner finden, der einen bei jedem Wetter zum Training animiert.
Vielleicht haben ja gute Freunde einen friedlichen Hund, der sich dafür anbietet, die eigene Angst zu besiegen. Allerdings sollte es ein etwas stattlicheres Exemplar sein, ein Taschenköter wird einem kaum die Angst nehmen können. Besser dafür geeignet sind große Hunde.
Hundesprache hat viele Facetten
Hunde äußern sich durch Laute, Körpersprache und Mimik. Leider lässt diese Vielfalt in der Ausdrucksmöglichkeit auch Spielraum für Missverständnisse. Schauen wir uns mal die Laute eines Hundes an. Das Spektrum reicht von Hecheln, Fiepen und Winseln bis zu Knurren und Bellen. Aber selbst beim Knurren oder Bellen gibt es Interpretationsspielraum.
Nicht jedes Bellen ist automatisch eine Drohung, vielmehr gibt es feine Abstufungen in der Tonlage. Ein tiefes und dunkles Bellen (gemessen an der Größe eines Hundes) ist durchaus drohend gemeint, während ein helles Bellen zum Spielen auffordert oder um Aufmerksamkeit buhlt.
Hundesprache: Knurren ist nicht gleich Knurren
Gleiches gilt für Knurrlaute. Beim Tauziehen kann es beispielsweise vorkommen, dass ein Hund durch Knurren spielerisch seine Stärke demonstrieren will. Ändert sich die Tonlage und kommen gleichzeitig andere Signale dazu, ist knurren jedoch eine drohende Geste. Das erkennt man vor allem daran, dass ein Hund dabei die Zähne fletscht und die Mundwinkel verzieht. Aber selbst eine drohende Haltung kann verschiedene Ursachen haben.
Ein selbstbewusstes Drohgebaren zeigt ein Hund, der eine Gefahr für sich oder sein Rudel wittert. Dabei geht er aufrecht mit fast staksigen Beinen und hält die Ohren gespitzt und die Rute senkrecht in die Luft. In diesem Fall ist Vorsicht geboten. Du solltest Dich dem Hund auf keinen Fall weiter nähern, sondern zurückweichen und ihm wenig Beachtung schenken. Unterschreitest Du jedoch den Mindestabstand, greift der Hund möglicherweise an.
Hundesprache verstehen: Ängstlich oder selbstbewusst
Ähnlich verhält es sich bei Angstbeißern. Auch hier sind die Signale tiefes Knurren, gefletschte Zähne, aber der Gang ist weniger aufrecht, die Ohren sind nach hinten angelegt und die Rute steht waagerecht. Auch die Nackenhaare sind bei unsicheren oder ängstlichen Hunden aufgestellt. Verhält sich der Hund so, solltest Du Dich ebenfalls nicht weiter nähern. Allerdings ist die Ursache für die Drohgeste eine andere. Der Hund ist selber ängstlich und unsicher, obwohl er auf Dich bedrohlich wirkt.
Aus Spiel kann Ernst werden
Ebenso missverständlich kann eine Aufforderung zum Spielen sein. Das erkennt man daran, dass manche Hunde bellen, wild umher springen oder die Vorderläufe auffordernd absenken. Verhält sich ein Hund so, will er tatsächlich nur spielen und bettelt um Aufmerksamkeit. Wenn Du den Hund einfach nicht beachtest, wird er bald aufgeben und sich nach einem anderen Spielgefährten umgucken.
Bloß nicht weglaufen
Was Du aber auf gar keinen Fall machen solltest, ist weglaufen. Durch Laufen können sich Hunde zum mitmachen animiert fühlen und wollen im harmlosen Fall nur spielen. Panisches weglaufen gepaart mit der Angst, die man verströmt, kann aber auch den Beutetrieb in einem Hund aktivieren. So wird aus Spaß plötzlich Ernst. Besser ist es, das Tempo zu verringern oder einfach stehen zu bleiben.
Angst ist in vielen Fällen rational kaum greifbar. Sicherlich ist Angst vor Hunden bei manchem durch schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit begründet, aber häufig sind es auch Missverständnisse im Umgang miteinander, die uns das Leben mit Hunden schwer machen. Etwas mehr Verständnis für das Verhalten von Hunden ist da sicherlich ein guter Anfang.