Warum das Modell der Superkompensation überholt ist
– und was das Signal-Transduktions-Modell besser erklärt
Seit Jahrzehnten wird Training mit einem einfachen Bild erklärt:
Belastung → Ermüdung → Erholung → Superkompensation → nächster Trainingsreiz.
Dieses Modell haben fast alle kennengelernt. In Trainerlizenzen. In Büchern. In Vorträgen.
Und ja – es war wichtig. Es war hilfreich. Aber: Es ist zu simpel.
Denn der menschliche Körper funktioniert nicht wie eine Kurve im Lehrbuch.
Das Grundproblem der Superkompensation
Das Modell der Superkompensation unterstellt drei Dinge:
- Training wirkt immer gleich
- Erholung verläuft zeitlich vorhersehbar
- Alle körperlichen Systeme passen sich synchron an
Genau das ist das Problem.
Denn in der Realität passiert Folgendes:
- Unterschiedliche Systeme reagieren unterschiedlich schnell
- Eine Einheit setzt mehrere Reize gleichzeitig
- Anpassung läuft permanent, nicht in Phasen
Viele typische Trainingsprobleme lassen sich damit nicht erklären:
- Leistungsverbesserung trotz fehlender vollständiger Erholung
- Stagnation trotz idealer Pausen
- Unterschiedliche Reaktionen auf gleiche Reize
Training wirkt nicht über Kurven – sondern über Signale
Die moderne Trainingswissenschaft erklärt Anpassung über Signaltransduktion.
Training setzt Signale, keine Peaks.
Was bedeutet Signaltransduktion?
Training erzeugt auf Zellebene Signale. Diese werden verarbeitet und führen zu Anpassung:
- Enzymproduktion
- Mitochondrienbildung
- strukturelle Umbauten
- verbesserte Leistungsfähigkeit
Warum dieses Modell realistischer ist:
- Anpassung ist individuell
- Systeme reagieren unterschiedlich
- Training wirkt kumulativ
- Ernährung und Schlaf sind aktive Faktoren
Fazit:
Superkompensation ist ein nettes Einstiegsmodell, um Athleten klar zu machen, dass Trainingsfortschritt ein smartes Management von Be- und Entlastung braucht. Mehr aber auch nicht. Wenn man verstehen will, wie Training tatsächlich wirkt, braucht es komplexere Modelle. Signaltransduktion erklärt Training realistischer, moderner und individueller. Deshalb nutze ich dieses Modell im Coaching.



