Breaking5: Do it yourself Aerotunig – Teil 1

Rund 210 Watt Durchschnittsleistung können mir für ein Sub5 in Roth reichen. 2 Watt bringen mir 1 Minute auf 180km und eine Scheibe lohnt nicht erst ab Tempo 35. Das sind ein paar Erkenntnisse, die ich aus meinen Gespräch mit Aertotune-Geschäftsführer Sebastian Schluricke gewonnen habe. Jetzt will ich selber testen.

Die Aerotune-App verspricht einfache und valide Aerotest für Jedermann. Klingt gut, denn wer von uns hat einen Windtunnel zu Hause oder wohnt direkt neben einem Velodrom. Bevor die ersten Aerotests starten können, muss ich aber mit meinem Triathlonrad noch mal zum Bike Fitting.

Bikefitting ist immer ein Kompromiss

Bisher war meine Sitzposition nicht auf eine Strecke von 180km ausgelegt. Das sollte beim Fitting aber unbedingt berücksichtigt werden. Die optimale Sitzposition gibt es nicht. Wie idealerweise auf dem Rad sitzt ist immer ein Kompromiss aus Komfort, Biomechanik und Aerodynamik.

Dabei ist der Komfort für mich nach wie vor der entscheidende Faktor: Es nützt mir wenig, wenn ich an der Aero-Schraube drehe, aber die aggressive Position nicht durchfahren kann oder im Anschluss beim Laufen muskuläre Probleme habe. Okay, das Laufen fällt bei mir aus, aber sollte eben beim Bike Fitting für Triathleten immer mitberücksichtigt werden.

Der zweitwichtigste Faktor ist für mich die Biomechanik. Nur wenn Knie- und Hüftwinkel stimmen, bekomme ich meine Kraft auch aufs Pedal. Neigt man den Oberkörper beispielsweise zu stark nach unten, blockiere ich damit meine Hüfte. Mit einer Standardkurbel sind extreme Position daher kaum möglich. Im Profi-Bereich werden heute eher kurze Kurbeln um 165cm gefahren, um noch etwas an der Position zu feilen.

Erst ein professionelles Bike Fitting, dann Aerotuning!

Beim Bike Fitting solltest du also unbedingt darauf achten, dass du in der gewünschten Sitzposition noch deine gewohnte Leistung treten kannst. Ein guter Bike-Fitter verwendet daher einen Ergometer mit kalibriertem Leistungsmesser und nicht einen einfachen Rollentrainer. Nur so kannst du sicher gehen, ob Biomechanik und Leistungsabgabe passen.

Erst an dritter Stelle steht für mich die Aerodynamik. Noch mal: die aggressivste Position auf dem Rad bringt nichts, wenn mit nach 20km der Rücken weh tut und ich den Rest der Strecke im Oberlenker fahren muss. Die größte Ersparnis in der Aerodynamik bringt laut Sebastian Schluricke von Aertune eine konstant gute Sitzposition. Was meine Vorgehensweise ja auch bestätigt.

Mein erster Schritt war also ein Termin bei Komsport in Köln. Oliver Elsenbach ist seit Jahren eine Instanz im Radsport. Ein weiterer Vorteil: Oli kennt mich schon etwas länger und hat Vergleichsdaten in seiner Datenbank gespeichert. Außerdem passt die Grundeinstellung meines Bikes schon ganz gut, weshalb das Fitting recht flott über die Bühne ging.

Orthopädische Einlagen korrigieren von unten

Dennoch gab es ein paar Kleinigkeiten, die am Ende einen großen Unterschied ausmachen können. Beispielsweise habe ich mir neue Radschuhe zugelegt und die Cleats selber montiert. Oli hat die Pedalplatten ein kleines Stück nach hinten gesetzt, um meine Waden zu entlasten. Das würde mir auch bei einem Anschlusslauf zu Gute kommen.

Außerdem hat mir Oli ein paar Solestar Einlegesohlen verpasst. Kein Mensch steht absolut gerade. Muskuläre Dysbalancen und Fehlbelastungen im Alltag führen häufig zu einer funktionellen Beinlängendifferenz und einer leichten Hüftschiefstellung. So auch bei mir. Das wiederum wirkt sich negativ auf meine Statik und damit auf die Kraftübertragung aus.

Die Solestars wirken von unten korrigierend auf den Bewegungsapparat. Sie stützen den Fuß und verhindern so ein Einknicken des Fußgewölbes unter Belastung. Gibt das Fußgewölbe nach, geht bei jedem Tritt ein bisschen Energie verloren. Dank der Einlegesohlen spare ich also etwas Energie ein und meine Körperstatik wird verbessert.

Erst wenn die Schuhe passen, geht es aufs Rad. Hier sind – wie angedeutet – nur ein paar Kleinigkeiten zu korrigieren, da die Grundeinstellung bereits passt. Die Sattelneigung war okay, aber die Sattelhöhe musste ein wenig angepasst werden. Insgesamt saß ich vorher aber etwas zu komprimiert. Jetzt sind der Lenker und die Armpads etwas weiter vorne und damit ist die Spannung im Schulterbereich reduziert.

Obwohl ich ja schon einige Bike Fittings hinter mir habe, finde ich es immer wieder erstaunlich, welchen Unterschied kleine Veränderungen ausmachen können. Jetzt bin ich zuversichtlich, dass ich die Sitzposition möglichst lange durchhalten kann. Damit habe ich die Grundlage für meine ersten Aerotests geschaffen.

Aerotune-App für eigene Aerotests

Die Aerotune-App ist in der Basis-Version kostenlos. Die smarte Software für Garmin-Radcomputer ermöglicht es, eigene Aerodynamik-Tests durchzuführen und so das optimale Setup für einen Triathlon oder ein Zeitfahren zu ermitteln.

So geht’s:

Schritt 1: Lade dir die App im App-Store und installiere diese auf deinem Garmin Gerät.

Schritt 2: Registriere dich auf der Website von Aerotune (https://www.aerotune.com/de) und lege dort ein Nutzerprofil an.

Schritt 3: Such dir eine möglichst flache Radstrecke von einem Kilometer Länge. Hier kannst du deinen ersten Aerotest durchführen. Damit ermittelst du quasi deine Baseline.

Ich werde den ersten Test auf meinem Zeitfahrrad, aber mit Straßenhelm und einem normalen Triathlon-Einteiler durchführen.

Voraussetzung ist eine möglichst komfortable Sitzposition, in der du es längere Zeit gut aushalten kannst. Aus dieser Position heraus kannst du nun mit Optimierungsmaßnahmen beginnen.

Armhaltung, Armwinkel, Kopfhaltung – zuerst solltest du verschiedene Änderungen an deiner Sitzposition durchspielen und mittels Aerotest die Veränderungen erfassen. Erst danach testest du dein mögliches Equipment wie Helm, Laufräder oder Aeroeinteiler.

Das Ergebnis ist dann im Idealfall eine aerodynamische Position, die dir einige Watt einsparen hilft und die du über die volle Distanz auch halten kannst. Im Zweifel solltest du also auf manche Maßnahmen zugunsten des Komforts verzichten.

Für mich heißt das Ziel meiner Testreihe, einen CdA-Wert unter 0,27 hinzubekommen. Damit würden mir an einem guten Tag durchschnittlich 210 Watt reichen, um am 1. Juli in Roth die 180km in 4:58h zu fahren.

Im nächsten Beitrag erfährst du, wie der erste Test verlaufen ist.

Das brauchst du für eigene Aerotests:

  • Aerotune-App
  • Garmin Edge Radcomputer (bspw. Garmin Edge 820)
  • Leistungsmesser (Powertap P1)
  • ANT+ fähiger Geschwindigkeitssensor für höherer Genauigkeit