Erfahrungsbericht: Mit dem Rennrad über die Alpen
Von Garmisch zum Gardasee. Ich hab’s getan. Im Sommer bin ich zum zweiten Mal mit meinem Rennrad über die Alpen gefahren. Gemeinsam mit meinem Mann haben wir erstmals eine eigene Transalp als geführte Radreise angeboten.
EIN BERICHT VON PATRICIA BIRKEL
Im Juli habe ich in Hamburg meinen ersten Triathlon gefinisht und kaum zwei Wochen später stand meine zweite Transalp auf dem Plan. Zur Regeneration gewissermaßen.
Nein, natürlich hatte das nichts mit Erholung zu tun. Wer schon mal in den Alpen gefahren ist, weiß wieso nicht.
Letztes Jahr sind wir im ilovecycling.de-Team an den Start der Tour Transalp gegangen und hatten so das Glück, die Alpen kennenzulernen.
Für uns stand dort jedoch relativ schnell fest, dass mehrtägige Radrennen nicht unser Ding sind. Und vor allem haben wir festgestellt, wie traumhaft schön es in den Alpen ist. Viel zu schön, ehrlich gesagt, um im Rennmodus da durch zu fliegen. Deswegen war für uns klar: Wir kommen wieder und zwar mit mehr Zeit und weniger Stress!
Gesagt, getan. Wir haben also recht schnell mit den Vorbereitungen für unserer eigene Alpenüberquerung begonnen. Klar war für uns auch, dass wir nicht alleine fahren wollten und so haben wir die Alpenüberquerung einfach mit in unser Programm aufgenommen. Eigentlich bieten wir Triathlon-Tainingslager auf Mallorca an, aber eine Radrundreise fanden wir auch verlockend.
Es hat auch gar nicht lange gedauert, bis die ersten Anfragen für die Tour reinkamen und so haben wir uns dann am 29. Juli auf den Weg von Mallorca nach Garmisch-Partenkirchen gemacht. Hier war unser Ausgangspunkt für die Tour. Unsere Teilnehmer haben wir hier getroffen.
Geplant war die Strecke von Garmisch zum Gardasee in insgesamt 6 Etappen. Das Gepäck hat unser eigenes Begleitfahrzeug jeweils zum nächsten Etappenort transportiert. Das war praktisch und einfach.
Am nächsten Morgen startete dann unser Abenteuer. Wir waren insgesamt sieben Radfahrer. Der Auftakt der Tour ging von Garmisch nach Imst. 110KM mit rund 1600HM. Für jede Etappe haben wir uns einen besonderen Pass als Highlight rausgesucht. Highlight von Etappe 1 war das schöne Hahntenjoch mit einer durchschnittlichen Steigung von 5,9% und einer Länge von rund 15,5KM.
Schön knackig zum Einstieg. Das Panorama: Ein Traum!
Nach dem Abendessen haben wir uns dann alle recht bald auf unserer Zimmer zurückgezogen. Regeneration stand als nächstes auf dem Plan…
Die zweite Etappe führte uns nach Stilfs: 90KM mit rund 1900HM, Highlight war die Norbertshöhe. Mit einer Länge von 15,4KM galt es 7-8% Steigung zu bewältigen. Landschaftlich auch wieder unbeschreiblich schön. Das beste: relativ wenig Autoverkehr.
Die dritte Etappe sollte uns am nächsten Tag auf das berühmte Stilfserjoch führen. Mit einer angenehmen Steigung von 7,2% im Schnitt ging es 27,5KM stetig nach oben.
48 Kehren hat diese bekannte Passstraße zu bieten. Schön zu fahren, aber auch schön, wenn man oben ist ☺ Großer Minuspunkt für mich ganz persönlich: die Motorräder.
Erstens laut und zweitens teilweise echt gefährlich! Auf dem Weg nach unten waren wir dann auch in Sachen Erste Hilfe gefragt. Zwei sich entgegen kommende Motorradfahrer sind beide zu weit mittig gefahren und haben sich touchiert. Zum Glück waren unsere Teilnehmer weit genug entfernt und so wurde von unserer Truppe niemand verletzt. Nachdem der Notarzt angekommen war, konnten wir unsere Tour fortführen. Das Gute war, dass die Abfahrt für den verkehr gesperrt wurde. So konnten wir dann runter sausen ohne Autos, ohne Motorräder. Genial!
Etappe 4 war als Entlastungsfahrt gedacht und startete am nächsten Morgen in Richtung Auer. Diese Etappe hatte daher nur rund 700 HM auf einer Länge von 100KM. Schön flach ging es weite Teile über sehr gut ausgebaute Radwege mitten durch Wiesen und Felder. Wunderschön. Ein kleiner technischer Defekt zwang uns zu einer kleinen Pause, der Mithilfe unseres Begleitfahrzeuges aber schnell behoben werden konnte.
Die vorletzte Etappe ging am nächsten Tag von Auer nach Levico-Terme.
Der wahnsinnig tolle Manghenpass wartete mit einer durchschnittlichen Steigung von 7,5% auf einer Länge von 16KM auf uns. War das toll! Kaum Verkehr, mitten durch Wälder, an Wiesen vorbei, Trinkwasserquellen in regelmäßigen Abständen. Ein wirklicher Traum! Oben ein frisches Lüftchen, bevor die ebenso schöne Abfahrt runter ins Tal führte.
Unsere letzte Etappe führte am Morgen danach in Richtung Gardasee. Tageshighlights sollten der Kaiserjägersteig und der Passo Sommo werden. Die letzte Etappe hatte rund 72 KM und 1300HM. Zum Abschluss unserer Tour haben wir uns den Sprung in den Riva del Garda nicht nehmen lassen. Beim letzten gemeinsamen Abendessen haben wir unsere Woche Revue passieren lassen.
Für den Morgen danach haben wir unseren Teilnehmern dann einen Shuttle zurück nach Garmisch organisiert. Von dort aus sind dann alle abgereist.
Unfallfrei 583KM mit 10.115HM gemeistert. Teilnehmer zufrieden nach Hause geschickt und selbst auch eine Menge Spaß gehabt. Tolle Eindrücke gewonnen, Fahrtechnik ausgebaut und festgemacht.
Ab sofort zählt die Rennrad- Alpentour bei uns zum festen Programm. Nächstes Jahr geht´s in der Zeit vom 28.7.-04.8. 2018 von Kaprun nach Torbole an den Gardasee Weitere
Infos: jorge-sports.com/camps/radcamps/rennrad-transalp/
Fazit:
Radfahren an sich macht mich ja schon glücklich. Radfahren in den Alpen macht mich sogar sehr glücklich! Aber: sicheres Radfahren, vor allem sicheres bremsen können ist klar von Vorteil.
Eine geführte Alpenüberquerung (in der Gruppe) sollte man erst machen, wenn man bergab keine Angst mehr hat! Fahrtechniktraining bietet sich hierfür an.