Radfahren: Wie schneidest du im Leistungsvergleich ab?
Welchen Schnitt bist du gefahren? Egal ob im Training oder im Wettkampf – diese Frage beschäftigt viele Radfahrer und Triathleten. Dabei sagt die Geschwindigkeit relativ wenig über die tatsächlich erbrachte Leistung und Fitness aus.
Die Geschwindigkeit beim Radfahren hängt von vielen Faktoren ab: Bist du alleine gefahren? Steigung oder Gefälle? Streckenlänge und Dauer? Im Windschatten, Oberlenker oder Aero-Position? Wie stand der Wind auf der Strecke? Wie heiß war es an dem Tag? Diese und andere Faktoren sind entscheidend dafür, wie schnell du eine Strecke mit dem Rad zurücklegen kannst.
Fährst du bergan oder alleine im Oberlenker gegen den Wind, wird dein Schnitt auf 50 km deutlich langsamer ausfallen als wenn du dieselbe Streckenlänge bergab, im Windschatten des Pelotons oder in Aeroposition zurücklegst. Auch dein Fitnesslevel ist entscheidend für deine Leistungsfähigkeit auf dem Rad.
Die tatsächlich erbrachte Leistung kann man auf dem Rad übrigens mit einem Leistungsmesser (engl. Powermeter) oder auch Wattmesser ermitteln. Um dir eine bessere Einschätzung deiner Werte geben zu können, kannst du diese nachstehend mit denen eines Durchschnittsradlers und den Werten von Profis vergleichen.
Durchschnittsradler | Rad-/Triathlon-Profi | |
Durchschnittsgeschwindigkeit im Flachen: | 28,9 km/h | 41,4 km/h |
Durchschnittsgeschwindigkeit bei 5% Steigung: | 15,3 km/h | 24,1 km/h |
Durchschnittsgeschwindigkeit bei 8% Steigung: | 11,3 km/h | 19,3 km/h |
Spitzengeschwindigkeiten bergab: | 75-92 km/h | 111-130 km/h |
Durchschnittliche Schwellenleistung (FTP): | 200 Watt | 415 Watt |
Durchschnittsleistung bei 180km-Zeitfahren im Ironman: | 150-170 Watt | 250-270 Watt |
Bergan spielt natürlich auch das Systemgewicht (Summe aus Fahrer und Rad) eine Rolle bei der Durchschnittsgeschwindigkeit. Größere Fahrer können in der Regel eine höhere Leistung aufbringen, während kleinere Fahrer meist vom geringeren Gewicht profitieren. Im Flachen macht der Gewichtsunterschied kaum einen Unterschied. Hier können schwerere Fahrer häufig ihre größere Leistung ausspielen.
Ein 75 kg schwerer Radfahrer kommt mit 200 Watt Leistung bei einem Anstieg von 5 Prozent auf eine Geschwindigkeit von zirka 16 km/h. Ein 100 kg schwerer Fahrer schafft bei gleicher Leistung dagegen nur ein Tempo von knapp 13 km/h.
Schauen wir uns einen weiteren Vergleich dazu an: Der Anstieg nach Alp d’Huez zählt mit seinen 21 Kehren zu bekanntesten Bergetappen der Tour de France. Insgesamt sind 1.130 hm zu erklimmen. Marco Pantani war bis heute der schnellste Radfahrer an diesem Anstieg. 37:35 Minuten brauchte die Bergziege für die 13 km mit rund 11 Prozent Steigung.
Die zweitschnellste Zeit – und nur wenige Sekunden langsamer – hält bis heute Lance Armstrong. Unabhängig davon, dass beide Fahrer erwiesenermaßen gedopt waren, als sie diese immense Leistung erbracht haben, zeigt dieses Beispiel eindrucksvoll, welche Rolle das Gewicht beim Bergauffahren spielt.
Armstrong war zu seinen aktiven Zeiten etwa 15 kg schwerer als Pantani. Um die Auffahrt nach Alp d’Huez mit annähernd der gleichen Geschwindigkeit zu fahren, musste Armstrong fast 6 Watt pro kg Gewichtsunterschied mehr Leistung aufs Pedal bringen. Pantani hat Alp d’Huez bei seiner Rekordfahrt mit kann 400 Watt Durchschnittsleistung erklommen, während Armstrongs für seine Zeit von 38:55 Minuten rund 480 Watt benötigte.